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Es werden Posts vom März, 2020 angezeigt.

Geschöpfaugenhöhe

Auf dem Abendspaziergang ein Igel. Schon Jahre her seit dem letzten. Eilt der Gartenmauer entlang die ganze Strassenlänge auf der Suche nach einem Durchbruch. Schaut mich kurz an. Dunkle Tierseelenfenster, wo die Angst gleich neben dem Frieden wohnt. Sein Gang, mir plötzlich bekannt. Die Herren der Schöpfung mit einem Mal am Boden. Auswegsuche auf Geschöpfaugenhöhe. Auf dem Rückweg ist der Igel weg. Ich glaube, er hat den Durchbruch gefunden. Das andere will ich gar nicht denken. Philipp Roth  E-Church : Heute 18:00 trifft sich das Taizé-Gebet aus der Mathäuskirche erstmals auf in der E-Church. Morgen Mittwoch, 17:30, folgt wieder eine Kinderkirche THEODORli. Am kommenden Sonntag, 10:00, ein Gottesdienst au der Dorfkirche Kleinhüningen. Was bereits kam, ist auf unserem Youtube-Kanal ,nachzusehen'. Einander im Ohr : Unsere Playlist ist online - und hat noch viiiieeeel Platz für Eure Stücke der Stunde . Durchgeben an philipp.roth@erk-bs.ch Alle Infos, Kontaktdaten und

Streets of Basel

Ein Sonntagsspaziergang durch die Stadt. Manchmal laufen wir mitten auf der Strasse. Ich erinnere mich an die autofreien Sonntage in meiner Kindheit. Auch eine Krise. Ölkrise. Wir gingen auf der Autobahn spazieren und Trottinett fahren. Damals fühlte sich das wie ein kleiner Triumph an. Man hatte den Verkehr für einen Tag verbannt. Jetzt fühlt es sich nicht so an. Nicht der Verkehr, die Menschen sind verbannt.  Im Liederbuch, das jeweils mit in unsere Ferienwochen und Lager fährt, steht auch ,Streets of London'. Eines der zeitlosen Lieder. Es wird regelmässig gewünscht, von verschiedenen Generationen. Das Lied erzählt von den Menschen, die auf der Strasse leben. Es lenkt den Blick auf den alten Mann, der vor dem Supermarkt Zeitungen herumkickt, und die Frau mit den zerschlissenen Kleidern und den Habseligkeiten in zwei Einkaufstaschen. Um dann im Refrain zu singen: So how can you tell me you're lonely / And say, for you, that the sun don't shine? / Let me take you by

Wenn du nur hier gewesen wärst!

  Da wurde er im Innersten von Zorn ergriffen. Johannes 11, 33 Mit Gott wird's manchmal schwierig. Er ist überall und ewig und allmächtig. Per Definition (der klassischen Philosophie) jedenfalls. Da bleibt kein Spielraum. Das Problem bin immer ich. Ich glaube zuwenig. Bete lausig. Demütige mich zuwenig. Kehre falsch um. Spüre nicht richtig. Es ist frustrierend, als Ameise mit einem Berg zu streiten. Auch bei Hiob holt Gott am Schluss das Killerargument hervor. ,Wo warst du denn, als ich die Erde gegründet habe?' (Hiob 38, 4) Als ob das hülfe. Dabei konnte er doch vorher ein ganz anderes Gesicht zeigen. Manchmal muss einfach gestritten werden. Religiös gestritten. Um des Glaubens willen. Um ihn nicht zu verlieren. Gesund zu bleiben. In Bewegung. Offen für die Menschen und das Geschehen heute hier. In eine Keule zu laufen, ist nicht Seelsorge. Das Virus kommt näher. Inzwischen kenne ich Menschen, die im Spital sind. In der Intensivstation. Auch solche zuhause in Quaran

Kontaktfasten

Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er auf einen Berg, um für sich zu sein. Matthäus 14, 23 Kann es sein, dass es in der Isolation schwieriger ist, auf eine gute Art allein zu sein? Ich mag mich an keine Woche erinnern, in der ich soviel allein für mich zuhause gearbeitet habe wie diese. Trotzdem fühlt es sich nicht so an. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass ich ständig von Menschen umgeben, manchmal auch umzingelt war. Menschen, mit denen ich verbunden bin und sein will, jetzt erst recht.  Ich versuche, mit ihnen Kontakt herzustellen, äusserlich mit ihnen online zu sein. Und merke, dass ich es ja innerlich pausenlos bin. Ich fühle mich verantwortlich. Sie fehlen, Ich mache mir Sorgen. Bin in Gedanken bei ihnen. Ich kann mit dem Nichtwissen, wie es ihnen jetzt gerade geht - und jetzt  - und jetzt - und jetzt - kaum umgehen.  Ich muss in dieser Fastenzeit lernen, Kontakt zu ,fasten'. Die Dinge, die ich ja auch nicht ändern kann, zu bestimmten Zeiten mal sein zu l

Unberührbar

Jesus streckte die Hand aus und berührte ihn. Markus 1, 41 Anruf von Herr F. Seine Mutter verstarb in der Nacht zuvor. Nicht am Virus, sondern alt und lebenssatt. Doch sie starb im Spital. Und das Spital war dicht. ,Das schlimmste war, dass wir nicht mehr zu ihr konnten. Nicht mal, als sie verstorben war. Sie wird nun kremiert. Wir könne sie nicht mehr sehen. Würden Sie mit uns eine kleine Feier machen? Nur am Grab.'  Seit den verschärften Massnahmen sind nicht nur die Spitäler für Besucher*innen dicht. Auch die Aufbahrung auf dem Friedhof ist geschlossen. Die Kapelle - wegen des Versammlungsverbots - sowieso. Abschied gibt es nur noch am Grab.   Im TV ein kurzer Bericht aus einer Intensivstation im Tessin. Menschen wie auf dem Mond, in Schutzanzüge gehüllt. Patienten- und personalseits. ,Die Menschen haben keine Gesichter mehr,' sagt der Arzt. ,Sie sind nur noch Menschen, die wir zu retten suchen.' Durch ein kleines Fenster in der Tür sieht man einen Kranken im Bett.

Allein im Paradies

Diese Bewegungsarmut. Man freut sich an jedem Gang vors Haus. Und gönnt man sich mal eine Blockrunde, hat man gleich ein schlechtes Gewissen, dass man andere damit rauszieht, die besser zuhause blieben. Habt Ihr einen Hometrainer? Macht Ihr Treppenläufe? Sofajumping? Wie macht Ihr das? Wir haben das Glück, hinten eine Hausbreit Garten zu haben. Ein privater Rasenfleck. Die Möglichkeit, outdoor zu gehen, und dabei zuhause zu bleiben. Wie das für die sein mag, die nur einen Balkon haben. Oder nicht mal das? ,Weisst Du was,' sagten wir kürzlich zueinander. ,Wir könnten unseren Garten zu unserem Kreuzgang erklären.' Der abgeschiedene Aussenort, in dem wir uns und unsere Gedanken bewegen. Dabei sah ich die wunderbaren Kreuzgänge vor mir, die ich schon betreten durfte. Mont Saint-Michel, Fontenay, Lavaudieu... Oasen mitten im Geschlossenen. In der Mitte ein tiefer Brunnen. Oben ein wietes Himmelsfenster. Und ich sah uns in unserem Garten wandeln und eine Spur ziehen wie der

Käfer im Weg

Weder er selbst hat Schuld auf sich geladen noch seine Eltern.  Johannes 9, 3 Ich blättere ihn meist zu spät um. Den Kalender mit Kindergedichten an der Wand hinter meinem PC. Auch vor einer Woche war das so. Der Bundesrat hatte gerade die ,ausserordentliche Lage' verkündet, als ich das Blatt umschlug - und wie vom Schlag getroffen war.  , Blöt och yrvraken / staller sig en skalbagge / upp mitt p å stigen , '  stand da auf schwedisch. Durchnässt und verschlafen stellt sich ein Käfer uns in den Weg (Anders Holmer)  Dazu ein Bild von Menschen, mit ihren Lamas in den Anden unterwegs, gestoppt beim Aufstieg von einem kleinen schwarzen Fliegendreck auf den Pfad. Heute meldet der Guardian, dass rund 20 % der Weltbevölkerung im Lockdown ist. Da gehören wir dazu. Und es wird nicht das Ende sein. Ein gewaltiger Käfer hat sich da, aus dem Nichts kommend, uns entgegen gestellt. Unseren persönlichen Wegen. Unserem nationalen Streben. Unserem globalen Wachstum. Und das Allerk

Die Gabe der Tränen

Weint mit den Weinenden.  Römer 12, 15 Gestern, Sonntagmorgen früh. Es dauert noch bis zum Gottesdienst-Stream. Ich freue mich darauf, mit anderen verbunden zu feiern. Und bin etwas kribblig, ob alles klappt. (Es klappt ! https://www.youtube.com/watch?v=5G9mbArxFzM ) Ich möchte mich nicht gleich mit News abfüllen und ziehe mir noch im Bett den Kopfhörer über und wähle Musik.  Die Idee, eine Gemeindeplaylist zu erstellen, geht mir durch den Kopf. Alle, die mögen, geben ein Lied durch, ein Musikstück, einen Song. Am besten verlinkt. Die Playlist wird online gestellt. Alle können in die Playlist schauen, sehen einen Namen verbunden mit Musik. Man wählt die Musik an und denkt besonders an diesen Menschen. Kleinbasel verbunden noch auf anderer Ebene. (Wer das gut findet, kann gerne mitmachen! Mail an philipp.roth@erk-bs.ch.) Ein musikalische Messe folgt der alten (katholischen) Liturgie. Sie durchschreitet die Höhen und Tiefen des Lebens, kommt an Freude (Gloria) und Erschöpfu