Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Februar, 2021 angezeigt.

,Fliegen tödten'

Marta, Marta! Du bist so besorgt und machst dir Gedanken um so vieles.   Lukas 10, 41 Immer wieder frustrierend: Er hielt sowenig von seiner eigenen Spezies. Und hat sie vielleicht gerade deshalb so gut verstanden.  Unter dem Beistelltischchen lag seit Weihnachten noch ein Bund ,Die ZEIT'. Am vergangenen Wochenende nahm ich ihn zur Hand. Und der Obergriesgram aus dem vorletzten Jahrhundert traf wieder mal ins Schwarze - in mein ,Schwarzes'.  Auftritt Bär und Fliege. Und daneben, sozusagen zum Geburtstag, der Hamster, genauer: der WC-Papier-Hamster. Uns­re be­stän­di­ge Un­zu­frie­den­heit hat gro­ßen Theils ih­ren Grund dar­in, daß schon der Selbst­er­hal­tungs­trieb, über­ge­hend in Selbst­sucht, uns die Ma­xi­me zur Pflicht macht, stets Acht zu ha­ben auf das, was uns ab­geht, um da­nach für des­sen Her­bei­schaf­fung zu sor­gen.  Da­her sind wir stets be­dacht auf­zu­fin­den, was uns fehlt, und dar­auf uns­re Be­trach­tung zu rich­ten: was wir aber be­sit­zen, läßt je

To form a queue

Ich schaute mich um und boebachtete unter der Sonne: Nicht immer gewinnen die Schnellsten den Wettlauf und die Tapfersten die Schlacht.  Sprichwörter 9, 11 Eine Schlange vor der Kaffeebar. Eine Schlange vor dem LIDL. Eine Schlange vor der Bücherausgabe. Eine Schlange vor der Gassenküche. Ich erinnere mich, im Englischunterricht bereits ganz früh die Wendung 'to form as queue' gelernt zu haben. ,Eine Reihe bilden.' So stünden die Briten an, hiess es, und zeigte uns ein Bild von einem Doppeldeckerbus mit Menschenschlange. (Man lernte damals mit allem auch gleich Anstand.) Ich musste auch jetzt wieder nachschauen, wie man , queue' schreibt, dieses Wort, in dem die Vokale einen seltenen Konsonanten schlagen, als wären diese eine Zürcher Fussballmanschaft und jener der FCB. 4:1. Eine vorpandemischen Umfrage ergab ,shopping' als des Schweizers und der Schweizerin liebstes Hobby. Nun, aller Hektik und Konsumgier entledigt, finde sogar ich es manchmal ganz schön. Man reiht

Das richtige Leben

Wer von euch ist weise und klug? Der soll es durch seinen guten Lebenswandel zeigen und in weiser Bescheidenheit handeln.   Jakobus 3, 13 Ich blättere durch alte Fotos. Nun hat man Zeit dafür. Und Lust. Blick zurück in Tage als man noch zusammen fröhlich sein konnte. Vor einem Jahr fuhren wir in die Gemeindeferien im Schnee. Ich erinnere mich an die Jauchzer auf der Piste, das Gedränge in der Zahnradbahn oder das Schoggiteilen beim Lunch auf der Sonnenterrasse. Ans Kochen und Spielen und Singen und Zusammensitzen bis spät in die Nacht. Und ans Heranschlurfen der Verspäteten beim Zmorge. Schön ist es, gemeinsam auf der Welt zu sein! Ein Virus aus einer Stadt in China, die man zum ersten Mal hörte, begann einen Stammplatz in den Nachrichten zu besetzen. Kreuzfahrtschiffe mussten in Quarantäne. Wir sprachen von der ,Corona-Line’. Die Erinnerungen tun gut. Manchmal werfen sie sich auch in die Brust: Das war noch das wahre Leben! Dagegen jedoch verwehre ich mich: Es gibt kein ri

Die Franzosen

Der Mensch lebt nicht nur von Brot.. . Matthäus 4, 4 Die Isolation dauerte 3 Jahre und bestand nicht aus vier Wänden, sondern der endlosen Weite Zentralrusslands. Als der Dichter Ossip Mandelstam und seine Frau, Nadescha, die ihn begleitet hatte, in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts aus der Verbannung von Woronesch nach Moskau zurückkehrten, war die erste grosse Frage, ob ihre kleine Wohnung noch frei war, und die zweite, wie es ,den Franzosen' ging. Dabei hätten sie allen Grund gehabt, sich Sorgen zu machen. Selten kehrte jemand aus der Verbannung in sein altes Leben zurück. Eine noch erhaltene Wohnung konnte kaum Gutes bedeuten. ,Statt durch die Erörterung unserer Lage, die nur zu erschreckenden Schlüssen hätten führen können, in Resignation zu verfallen, liessen wir alle unsere Sachen mitten im Zimmer stehen und gingen sofort zu ,den Franzosen' im kleinen Museum in der Kropotkin-Strasse. ,Sollte ich jemals zurückkehren,' sagte O.M. [Ossip Mandelstam] in Woronsch immer

Das Beste im Menschen

Behandelt andere Menschen genau so, wie ihr selbst behandelt werden wollt. Matthäus 7, 12 Katastrophenstimmung. Der Mensch auf sich zurückgeworfen und verängstigt. Wie zeigt er sich dem andern, als Wolf oder als Samariter? Ich wäre mit der Antwort schnell zur Hand. Und höre mit Erstaunen und Beschämen eine Sendung, die vom Gegenteil erzählt. Im August 2005 peitschte Hurrikan Katrina über New Orleans. Die Deiche brachen und 80 Prozent der Häuser wurden überschwemmt. Es war die verheerendste Naturkatastrophe in der Geschichte der USA. Die Medien berichteten von Raubüberfällen, Vergewaltigungen und Plünderungen. Von Schüssen auf Rettungshubschrauber. Und nicht zuletzt von zahlreichen Morden. Die Gouverneurin war schockiert: „Solche Katastrophen offenbaren oft die schlechtesten Seiten der Menschen.“ Inbegriff des Schreckens war der Superdome, in dem 30.000 Menschen Unterkunft gefunden hatten. Ein fassungsloser Bürgermeister berichtete von bewaffneten Gangmitgliedern, die  dort wah