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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

Aufwachen

Den Erschöpften gibt Gott Kraft und den Müden neue Stärke. Jesaja 40, 29 Der Gestaltungswille erwacht wieder. Wie die Katze auf dem Sofa, nachdem sie den ganzen Tag geschlafen hat. Streckt die Glieder. Und die Krallen. Buckelt. Gähnt. Zähnezeigen. Bauchhinhalten. Gaumenschau. Manches sieht übetrieben aus. Grundsätzlich aber lächelt man. Lebengeister, willkommen zurück! Bei der Schule wird gestritten. Bei den Finanzspritzen für die Fluggesellschaften auch. Die Gastronomie darf ihren Sieg nicht vor sich hertragen, weil alles, was man zur Zeit vor sich hertragen darf, Verantwortung ist.  War der Sleepmodus eine Sache, die nur gemeinsam funktionierte, ist es nun auch das Aufwachen. Gestaltungswille ist bis in das Zusammenleben in den eigenen vier Wänden hinein und mit mir selbst gefragt. Was ist mir wichtig? Was will ich ändern? Was bewahren? Beim Blättern im Büchlein 'Was fehlt, wenn Gott fehlt' stosse ich auf ein Gedicht von Nicole Boller: ALLTAGSMENU Wenn Gott fehlt,

Warum habt ihr nur so Angst?

  »Warum habt ihr solche Angst?«, fragte Jesus. »Habt ihr denn immer noch kein Vertrauen?« Markus 4, 40 Die Kinderfrage im digitalen SonntagsCafé sass. Meine Antwortmaschine sprang an. Doch je mehr sie ausspuckte, desto misstrauischer wurde ich den schnellen Antworten gegenüber. Und kam auf Varianten, die auf die (westlichen, kirchlichen Erwachsenen) ein weniger gutes Licht werfen. Möchte ich es wirklich wissen, warum wir so Angst haben? Ist das, was wir haben, wirklich Angst? Ein Katalog möglicher Antworten auf die Kinderfrage ,Warum habt ihr nur so Angst?': 1. Weil wir allen Grund dazu haben. Man kann an Covid-19 sterben. Man kann daran schrecklich sterben. Wir haben Bilder und kennen Geschichten. Die Angst ist eine vor dem Tod. (Haben wir die auch sonst?) 2. Weil wir verantwortungsvoll sind. Wir sind ansteckend. Und ansteckbar. Wir können das Virus kriegen und weitergeben. Damit hat unser Leben mehr mit dem von anderen zu tun, als wir denken. Unsere Angst ist der Re

Grenzerfahrung (Gastbeitrag Sabine Mäurer)

Sabine Mäurer sitzt gerade an ihrer Masterarbeit und ist Mitglied unserer Kirchgemeinde. Sie gestaltete ein ,Kirchenfenster' . Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.  Genesis 1, 27 Ich fahre mit dem Velo durch Basels leergefegte Strassen und komme an geschlossene Grenzübergänge. Am Übergang Kleinhüningen – Friedlingen ist es so leer wie vielleicht an einem Sonntagmorgen um vier Uhr, nicht aber an einem Freitagabend. Als Kind habe ich zumeist auf Ferienfahrten nach Italien Grenzkontrollen kennengelernt. Das  "Ciao bambini" des Zöllners verkündeten für mein Ohr viele Tage am Meer, in der Sonne und einige grosse "Gelati". Aufregender, angsteinflössend waren die Kontrollen an der Grenze zur DDR. Unheimlich. Oft unfreundlich. Wir Kinder mussten im Auto mucksmäuschenstill sein. Als junge Erwachsene erlebte ich die zunehmende Öffnung der Grenzen. Ich durfte im Austauschprogramm

Normalzustand

Ja, alle meine Wege sind die bekannt. Psalm 119, 168 Wie lange braucht ein Ausnahmezustand bis er Normalzustand wird? Von längeren Ferien kenne ich das Erschrecken beim Blick in die Agenda kurz vor der Heimreise: Wie geht das schon wieder? Kann ich das übehaupt noch? Wie schaff ich das nur alles? Nun, kurz vor den ersten Lockerungen der Massnahmen, ähnliche Gedanken. Und ich ertappe mich dabei, dass ich mich zunehmend dagegen zu wehren beginne, dass diese Ausnahmezeit nun einfach das falsche Leben im wahren gewesen sein soll.  Ein anderes Leben war es in vielem, gewiss. Doch in manchem von diesem anderen steckte auch viel Wahres: In den achtsamen Begegnungen mit Fremden. In den dichten Begegnungen mit Freunden. In der Dankbarkeit für die eigene Gesundheit. Im geschärften Bewusstsein für das, was wichtig ist - persönlich und gesellschaftlich. Im intensiven Erleben der Allernächsten. In der Dankbarkeit für ein tragfähiges politisches System. In der Stille am Abend und in der Nac

Flusstage

Er hat uns gerettet durch das Bad , aus dem wir neu geboren werden.    Titus 3, 5 Was wird alles sein wollen und müssen, wenn der Vorhang sich dann hebt? Man sieht die Abende mit Freunden, die Familientreffen, die Arbeiten und Projekte, die Einkaufstouren, die Ferienreisen, die Konzert- und Kino- und Stadionbesuche, die Sitzungen und Planungen, die vielen Wiedersehen von Menschen und Wiederaufnahmen von Tätigkeiten vor sich - und fragt sich, wie man diesen ,Stau' bewältigen wird. Muss alles ,nachgeholt' werden, was man ,verpasst' hat?  Will man das überhaupt? Soll es überhaupt wieder so werden, wie es war? Oder gibt es auch von dieser ,anderen Zeit' Dinge, die man mitnehmen will? Bei mir stauen sich die Taufen. (Gut, ,stauen' ist etwas gar stark. Es gibt eine kleine Warteschlange...). Auf sie freue ich mich besonders wieder. Die unmittelbare und bedingunglose Zuwendung zum Leben, sichtbar gemacht mit Berührung, mit Zuspruch und mit der verbindlichen Nähe der k