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Wenn du nur hier gewesen wärst!




 

Da wurde er im Innersten von Zorn ergriffen. Johannes 11, 33

Mit Gott wird's manchmal schwierig. Er ist überall und ewig und allmächtig. Per Definition (der klassischen Philosophie) jedenfalls. Da bleibt kein Spielraum. Das Problem bin immer ich. Ich glaube zuwenig. Bete lausig. Demütige mich zuwenig. Kehre falsch um. Spüre nicht richtig. Es ist frustrierend, als Ameise mit einem Berg zu streiten. Auch bei Hiob holt Gott am Schluss das Killerargument hervor. ,Wo warst du denn, als ich die Erde gegründet habe?' (Hiob 38, 4) Als ob das hülfe. Dabei konnte er doch vorher ein ganz anderes Gesicht zeigen.
Manchmal muss einfach gestritten werden. Religiös gestritten. Um des Glaubens willen. Um ihn nicht zu verlieren. Gesund zu bleiben. In Bewegung. Offen für die Menschen und das Geschehen heute hier. In eine Keule zu laufen, ist nicht Seelsorge.


Das Virus kommt näher. Inzwischen kenne ich Menschen, die im Spital sind. In der Intensivstation. Auch solche zuhause in Quarantäne. Und solche, die es überstanden haben. Ich mache mir Sorgen um sie. Um manche sehr. Und mit den Sorgen schwimmen, wie kleine Putzerfischchen, auch Ärger, Ohmacht und Trotz. Ich muss was loswerden können. Mich auseinandersetzen. Aus-einander. ,Theological distancing?'

Ich lese die Geschichte um das Geschwistertrio Marta, Maria und Lazarus (Johannes 11). Mit Jesus ist's einfacher. Er kann nur an einem Ort sein. Manchmal ist er auch einfach nicht da. Er ist leidensfähig. Seine Passion (Leiden) kann deshalb auch Passion (Leidenschaft) sein. Er schnippt nicht mit den Fingern, und alles ist gut - oder ich bin das Problem. Er lässt sich auf Begegnung und Bewegung ein. Es ist einfacher, mit ihm zu streiten. Dem Gott in 2. Person.

Lazarus ist gestorben. Jesus war nicht da, obwohl er um seinen Zustand wusste. Damit konfrontiert, flüchtet er sich zuerst in allgemeine Wahrheiten. ,Dein Bruder wird auferstehen.' (V. 23) Fromme Platitüden können so wahr wie daneben sein. Dem Schmerz ausweichen statt ihn auffangen. Doch Maria lässt sich nicht abwimmeln. Nicht ,theological correct' abfüttern. ,Wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht streben müssen.' (V. 32) Ja, später wird Jesus Lazarus auferwecken. Irgendwie traumhaft surreal. Doch das eigentliche Wunder geschieht hier. Jesus lässt sich anstecken vom Schmerz. ,Als er sah, wie sie weinte, und wie auch die Leute weinten... ...da brach Jesus in Tränen aus. Und die Leute sagten: ,Seht doch, wie sehr er ihn geliebt hat.' ' (V. 33.35)

Ich bin nicht sosehr auf Antworten angewiesen. Nicht jetzt. Sondern auf Verständnis und auf Liebe. Wenn ich das spüre, werde ich auch das andere mal wieder glauben können. Ich bin froh, dass Jesus, Gott in Person als Mensch - ,ganz dr Babbe' - , nicht überall, ewig und allmächtig ist. Ich kann mit ihm streiten. Und er holt statt einer Keule eine warme Decke hervor. Ich hoffe, er wickelt meine Lieben darin ein. Und glaube es.

Philipp Roth

Morgen Sonntag, 29. März, feiern wir wieder Gottesdienst! Uns zwar für GROSS & klein: Um 10:00 auf unserem Youtube-Kanal,I gseh öppis, wo du au gsehsch'. Schaltet Euch ein und meldet, dass Ihr da seid! Ich freu mich darauf 😊

Einander im Ohr: Unsere Playlist ist online - und hat noch viiiieeeel Platz für Eure Stücke der Stunde. Durchgeben an philipp.roth@erk-bs.ch

Alle aktuellen Infos und Angebote der Kirchgemeinde hier.




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