Für einen Kurs trage ich alte und neue Bekenntnisse zusammen.
Lauter positive Aussagen.
Sie wirken wie Zucker.
Gehäuft wird’s plötzlich zu viel.
Irgendwo habe ich mal ein Gegenbekenntnis gelesen.
,Ich preise das Nichts’ oder so.
Es ärgert mich, dass ich es nicht finden kann.
Ein Gottesdienst
auswärts.
Man sitzt auf Stühlen zu zweit oder allein. Dazwischen viel Luft.
Corona
wird beklagt. Die Fülle des Lebens gesucht.
Ich frage mich, ob wir mit Konsum Sozialisierten
uns Fülle auch ohne Gedränge denken können – Produktgedränge, Menschengedränge.
Der Gottesdienst steht unter
dem Motto: Du stellst meine Füsse in
weiten Raum. (Psalm 31, 9)
Ich stelle mir diesen Raum leer vor.
Ein freies
Feld, Bewegungs-, Spiel- und Atemraum.
Coronakompatibler geht nicht.
Und gerade
diese Leere verheisst Fülle.
,Je
länger ich im Amt bin, desto weniger zählt wirklich,’ sagt eine katholische Theologin
nach dem Gottesdienst.
Ich glaube ihr sofort - und merke gleichzeitig, wie schwer
es mir fällt, das Bekenntnis ,Weniger ist mehr’ durchzuziehen.
Ich muss ja nicht gleich sagen: ,Ich preise das Nichts.’
Aber ich könnte mehr glauben
und entdecken, dass in dem Weniger, in das wir genötigt werden, eine (andere) Fülle
verborgen liegt.
Philipp Roth
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