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Destabilisierung

Sie begannen, in fremden Sprachen zu reden. Apostelgeschichte 2, 4

Auch eine Möglichkeit, die Kirche wieder zu füllen:
Grosse Abstände zwischen alle schieben.
Am Pfingstsonntag konnten wir uns endlich wieder begegnen.
Es war schön und herzlich, wie gewohnt.
Und es war eigenartig und fremd, wie gedacht.
Das Mittelschiff bis hinten besetzt.

Während Andrea Bieler über die Entgrenzung des Geistes predigte, dachte ich an die Aufruhr in den Städten der USA nach dem Tod des Schwarzen George Floyd durch weisse Polizisten.
,I can't breathe,' waren seine letzten Worte.
Kein Atem mehr. Kein Himmelsgeist.
Dafür viel Geist des Hasses und der Gewalt.

Der Anfang einer Bewegung von Jüd*innen aus aller Welt, die sich erst viel später als Chris-tinnen verstehen lernen, beginnt mit einer atemberaubenden Destabilisierung, Verrückung und Verstörung: Menschen werden ergriffen von der Kraft des Heiligen Geistes, werden in eine Klangwelt der Vielstimmigkeit gestellt und wachsen so über sich hinaus. (Andrea Bieler zu Apostelgeschichte 2, 1-18; vollständige Predigt hier)

Zu Beginn der Predigt hatten wir in die Soundscapes der Klybeckstrasse hineingehört. Verkehrsgeräusche. Stimmenwirrwarr. Mehrsprachigkeit.
Das Pfingstwunder beginnt mit der Kunst des Hinhörens, des Verstehenwollens, der Offenheit für das Fremde. Destabilisierung als eine Aufweichung des Herzens und der Gedanken und als eine Bewegung von sich selbst weg, aufeinander zu.
In den USA bleibt dieses Wunder heuer aus. Die Destabilisierung dort verhärtet und trennt noch mehr.

Mein Gedichtkalender brachte vor ein paar Wochen ein Gedicht aus Senegal.
Ich lese es heute als Kommentar zum rassistischen Boden, auf dem die Gesellschaft der den USA steht.
Und als eine Brise des Pfingstgeistes - erfrischende ,Destabilisierung', neue Sicht, liebevoll direkt wahr.

Arc-en-ciel

Cher frère blanc,
Quand je sui né, j'étais noir,
Quand j'ai grandi, j'étais noir,
Quand je suis au soleil,
Quand je suis malade, je suis noir.
Quand je mourrai, je serai noir.

Tandis que toi, homme blanc,
Quand tu es né, tu étais rose,
Quand tu es grandi, tu étais blanc,
Quand tu vas au soleil, tu es rouge,
Quand tu as froid, tu es bleu,
Qand tu as peur, tu es vert,
Quand tu es malade, tu es jaune,
Quand tu mourras, tu seras gris.

Alors, de nous deux,
Qui est l'homme de couleur?

Léopold Sédar Senghor, Senegal

Regenbogen

Lieber Weisser Bruder
Als ich geboren wurde, war ich schwarz,
Als ich heranwuchs, war ich schwarz,
Wenn ich in der Sonne bin, bin ich schwarz,
Wenn ich krank bin, bin ich schwarz,
Wenn ich sterbe, werde ich schwarz sein.

Du aber, weisser Mann,
Als du geboren wurdest, warst du rosa,
Als du heranwuchst, warst du weiss,
Wenn du in die Sonne gehst, bist du rot,
Wenn du frierst, bist du blau,
Wenn du Angst hast, bis du grün,
Wenn du krank bist, bist du gelb,
Wenn du stirbst, wirst du grau sein.

Wer von uns beiden
Ist dann wohl ,der Farbige'?


Philipp Roth

Heute, Di, 18:00, Taizé-Gebet aus der Matthäuskirche auf Youtube
Morgen, Mi, 17:30, erstmals wieder: THEODORli live in der Thedorskirche
Do, 18:30, Kirchenfenster auf Youtube

Sonntag, 7. Juni, 10:00
Online-Gottesdienst auf unserem Youtube-Kanal
und als public viewing (public celebrating) in der Theodorskirche
mit Pfr. Daniel Frei, Diakon Tobias Dietrich; Tiffany Schori, Lesung; Markus Pfändler, Raum; Nicoleta Paraschievscu, Orgel

Auf Youtube finden sich auch sämtliche bisherigen Gottesdienste und weitere Formate.

Für Interessierte ohne Internet können die Sendungen auf USB-Stick bezogen und am TV mitverfolgt werden. (061 681 37 88 / eveline.michel@erk-bs.ch)

Alles Infos zu Programm, Angeboten und Mitarbeitenden immer aktuell hier.





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